
IM KINOSAAL
Kunsthalle Düsseldorf
Grabbeplatz 4, 40213 Düsseldorf
opening: 6. Juni 2025 18:00
Salon des Amateurs ein Archiv
Das Jahr 2025 ist für die Kunsthalle Düsseldorf ein ganz besonderes, denn es steht im Zeichen des Abschieds. Abschied vom markanten Betonkubus am Grabbeplatz, der ab April 2026 umfassend saniert werden soll und für etwa drei Jahre seine Türen schließt. Es ist aber auch ein (temporärer) Abschied von den zahlreichen Nachbar*innen – dem Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, der Buchhandlung Walther König, dem Kom(m)ödchen und dem Salon des Amateurs – der räumlichen und kulturellen Nähe, die das Haus über Jahrzehnte geprägt hat.
Mit der Ausstellung IM KINOSAAL richten die Kunsthalle Düsseldorf nun ihren Blick auf ihre audiovisuelle Nachbarschaftsgeschichte. Düsseldorf ist international bekannt für seine prägende Musik- und Soundkultur, die eng mit der Bildenden Kunst verbunden ist. In den 1970er-Jahren trugen Bands wie Kraftwerk, Neu! und La Düsseldorf entscheidend zur Entstehung elektronischer Musik bei und beeinflussten Generationen von Musiker*innen weltweit. Punk, Kraut und Neue Deutsche Welle mit Bands wie DAF, Die Toten Hosen oder Fehlfarben hatten ihre Wurzeln in der Undergroundkultur rund um die Künstler*innenkneipe Ratinger Hof auf der Ratinger Straße. Der Ratinger Hof war auch Treffpunkt für Künstler*innen, die in der um die Ecke liegen- den Kunstakademie Düsseldorf studierten oder unterrichteten. Auch in den darauffolgenden Jahrzehnten blieb die Stadt eine zentrale Anlaufstelle für experimentelle Klangkunst, Punk, New Wave und Techno.
Während die Soundgeschichte der 1970er- und 1980er- Jahre in Düsseldorf bereits in diversen Ausstellungen, Publikationen und Symposien umfangreich besprochen und gewürdigt wurde, widmen wir uns nun vor allem den Entwicklungen seit 2000 und dem aktuellen künstlerischen Geschehen: von der Kunstakademie Düsseldorf, deren Lehrende und Studierende seit Jahrzehnten interdisziplinär und kollaborativ mit Klang, Sound und Musik arbeiten, bis hin zum Salon des Amateurs, der 2004 von den ehemaligen Akademie-Studenten Aron Mehzion, Detlef Weinrich und Stefano Brivio in der Kunsthalle eröffnet wurde. Als Künstler*innenbar und kultureller Treffpunkt hat der Salon weit über die Stadt hinaus Bedeutung erlangt und ist bis heute ein zentraler Ort für den Austausch zwischen Künstler*innen und ein Raum für künstlerisch-musikalische Auseinandersetzungen.
Auch die Kunsthalle selbst, als Ort für Experimente und interdisziplinären Austausch, war immer wieder Bühne für Performances, Konzerte und die Verschmelzung von Sound und Bildender Kunst. Die Ausstellung IM KINOSAAL reiht sich damit ein in eine lange Reihe von Projekten und Formaten wie düsseldorf sounds (2007), Kunsthalle BÜHNE (2011 – 2014), time_based_academy (2015 – 2016) oder Conrad Schnitzler – „Manchmal artet es in Musik aus“ (2022), die exemplarisch für diese Geschichte stehen.
Titelgebend und zugleich zentraler Ort der Ausstellung IM KINOSAAL ist der wohl eindrucksvollste Raum der Kunsthalle: der Kinosaal. Rund 12 Meter hohe Decken und eine 17 Meter breite Stirnwand verleihen dem Raum eine imposante und erdrückende, zugleich aber erhabene Atmosphäre – ein Raum, der die Wahrnehmung herausfordert und damit den räumlichen Ausgangspunkt der Ausstellung bildet. Mit einer wandfüllenden Projektion und einer raumgreifenden Soundinstallation verwandelt er sich über 13 Wochen hinweg in ein monumentales, sich stetig wandelndes Kino. 13 Künstler*innen nutzen dieses Setting für jeweils eine Woche als Bühne für audiovisuelle Experimente, Erlebnisse und Interventionen. Sie machen die Verbindung von Kunst und Sound in unterschiedlichsten Formen erfahrbar: von installativer Klangkunst über (Musik-)Videos und digitalen Kompositionen bis hin zu performativen Formaten oder öffentlichen Proben.
Die eingeladenen Künstler*innen sind zentrale Protagonist*innen der aktuellen und sich stetig wandelnden Kunst- und Musikszene Düsseldorfs. Geprägt von kollektiven Arbeitsweisen, dem Verschwimmen von Genregrenzen und einem Dialog zwischen den Generationen, ist die Ausstellung eine Momentaufnahme des aktuellen musikalisch-künstlerischen Geschehens.
Eine besondere Rolle in der Ausstellung kommt auch dem Salon des Amateurs zu, der 2024 sein 20-jähriges Bestehen und damit auch eine 20-jährige, inspirierende Nachbar*innenschaft mit der Kunsthalle Düsseldorf feierte. Bekannt für sein exzellent kuratiertes Musikprogramm, brachte er über die Jahre viele bekannte Musiker*innen, DJs und Produzent*innen hervor. Künstler*innen wie Lena Willikens, Jan Schulte (Bufiman), Stabil Elite oder Detlef Weinrich (Tolouse Low Trax) und Labels wie Themes For Great Cities, TAL, Candomblé oder Offen Music haben hier ihre Heimat. Der Sound der Stadt im Bereich elektronischer Musik wurde maßgeblich durch den Salon des Amateurs geprägt und wahrgenommen, und er ist auch heute noch Treffpunkt für Künstler*innen und Studierende der Kunstakademie und weit über die Stadt hinaus bekannt.
In enger Zusammenarbeit mit dem Team und den vielen Protagonist*innen, die den Salon über die Jahre begleitet haben, ist eigens für die Ausstellung auf der Empore der Kunsthalle eine Rückschau auf zwei Jahrzehnte Salon entstanden – als Archiv, Erinnerungsraum und Hommage an einen Ort, an dem kreativer Austausch, Nachbar*innenschaft und Nachtleben seit jeher ineinandergreifen. Plakate, Flyer, Fotos und Videos bilden ein subjektives Archiv, das die kulturelle Bedeutung des Salons für das Umfeld der Kunsthalle vielstimmig einfängt.
www.kunsthalle-duesseldorf.de/ausstellungen/im_kinosaal/

Salon des Amateurs ein Archiv - Installation view - 06.06.2025